Das kennt doch jede Frau, damals war er DER Mädchenschwarm in der Schule.....jede himmelte ihn an!
Aber nicht jede erkennt ihn wieder - Jahre später.
Also neulich beim einkaufen da hatte ich einen kleinen Schock aber auch so etwas wie Schadenfreude! Ich habe einen ehemaligen Mitschüler widergetroffen.....beim Einzelhändler meines Vertrauens.
Ben, eigentlich Bernd.
Ben war in der Parallelklasse und der coolste Typ der Schule. Lässig angezogen mit Jeans, Lederjacke und natürlich den obligatorischen Cowboyboots. Ben war das absolute Objekt meiner frühpubertären Begierde, und nicht nur meiner.
Alle schwärmten für Ben, den Traumprinzen mit der Cowboy-Attitüde. Im Übermut meines hormonüberfluteten Körpers und zeitweiser geistiger Umnachtung meines Gehirnes habe ich ihm in der großen Pause einen Zettel zugesteckt.
Ihr wisst schon, so einen mit:
Ihr ahnt was kommt....oder? Er hat ihn direkt vor seinen Leuten aufgemacht und unter Gelächter vorgelesen. Ich stand nur wenige Meter mit hochroten Kopf entfernt und wäre am liebsten im Boden versunken. So etwas peinliches. Selten habe ich etwas im Leben so bereut wie das. Natürlich wenn ich heute so zurück blicke, es war schon sehr vermessen zu denken, ein kleines, zwei Jahre jüngeres (er war sitzen geblieben!), leicht verpickeltes, moppeliges Mädchen könnte bei diesem Beau auch nur den Hauch einer Chance haben. Aber irgendwie dachte ich, er wäre ein netter Mensch.
Ben zeigte mit den Finger auf mich und konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ein Korb wäre ja noch erträglich gewesen, aber das, dass war grauenvoll.
Trotz diese peinlichen Erlebnisses habe ich im Laufe meines Lebens häufiger mal an Ben gedacht.
Was macht er wohl? Wie wäre mein Leben an der Seite des coolen Ben? Lebt er vielleicht im Ausland? In einem stylishen Penthouse in New York?
Tja, da hatte ich mich ganz schön geirrt:
Der Ben, den ich neulich gesehen habe, ist alles andere als cool. Und nach New York und Penthouse sah er auch nicht aus. Leicht aufgeschwemmt, roter Kopf mit schütterem Haar, einer ziemlichen Plautze und Sandalen mit weissen Tennissocken. Ben war zum Vorzeigespießer mutiert. Hätte ich auf ihn gesetzt, wäre mein Leben tatsächlich sehr anders verlaufen.
So ist das leider allzu oft mit den Traumprinzen. Nicht jeder Prinz wird zum König und nicht jede Hülle hält, was sie verspricht. Aus Ben war definitiv ein richtiger Bernd geworden.
Wer nur auf die Fassade guckt, setzt schnell mal aufs falsche Pferd. Ist geblendet und beeindruckt. Träumt. Auf lange Sicht zählt, bildlich gesprochen, aber nicht die Fassade, sondern das solide Mauerwerk.
Nur als Erinnerung, falls ihr gerade auf den Mann neben Euch schaut, seufzt und an Euren ganz speziellen "coolen Ben" denkt....